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Die Kirche in Gottes Hand

Zdjęcie: M.Borawski/ Nasz Dziennik

Er kämpfte gegen die Diktatur des Relativismus

Wtorek, 19 lutego 2013 (13:34)

Der Pontifikat des Hl. Vaters Benedikts XVI. war aufgrund der besonderen Situation, die seit einigen Jahrzehnten in Europa und der Welt herrscht, ungemein schwierig. Denn in dieser Zeit hat sich der schleichende Laisierungsprozess zunehmend vertieft, wobei eine wachsende Feindseligkeit und Aggression gegenüber Kirche und Christentum zu beobachten ist. Breit gemacht haben sich insbesondere bestimmte antichristliche Trendbewegungen, die deutlich zeigen, dass Europa heute der am stärksten laisierte Kontinent der Erde ist. Diese Trends sind inzwischen auch in der Politik der Europäischen Union zum Ausdruck gekommen. Bereits Johannes Paul II. setzte sich für die ausdrückliche Berücksichtigung christlicher Elemente in Grundsatzdokumenten der EU ein, aber leider ist dies nicht gelungen. Später haben sich diese antichristlichen Tendenzen weiter verstärkt und Papst Benedikt XVI. musste sich diesen Widrigkeiten stellen. Er tat was er konnte, um die Wahrheit über Europa und die Kirche zu verteidigen. Dabei hat er vor allem immer wieder gezeigt, dass ein Leben ohne Gott – ein gesellschaftliches und nationales Leben, das nicht vom göttlichen Recht geformt ist – unweigerlich der Deformation verfällt.

Der Pontifikat des derzeitigen Papstes Benedikts XVI. drückt sich insgesamt in dem Satz aus: „Wo Gott ist, da ist Zukunft.“ Darum erinnert der Hl. Vater bis heute immer wieder daran, wie wichtig der Glaube an Gott ist und wie wichtig die Verankerung des persönlichen und familiären Lebens im göttlichen Recht und in Gottes Wort ist. Dies hat er insbesondere auf seiner Pilgerreise nach Deutschland betont. Denn damals hat Benedikt XVI. im Bundestag ein Wort des Hl. Augustinus zitiert, wonach diejenigen Regierungen und Gesetzgeber, die das Naturrecht als ein von Gott selbst geoffenbartes Recht missachten, letztendlich nur Räuberbanden sind. Dies war eine sehr bezeichnende Mahnung!

 

Entthronung der Wahrheit

 

Sehr wichtig war dem Papst der Kampf gegen jegliche Formen von moralischem Relativismus. Denn der derzeit vorherrschende Liberalismus setzt sämtliche Religionen gleich und misst ihnen einen identischen Wert bei – die Moral hängt dabei ganz von der jeweiligen Situation ab. Demzufolge befähigt die Moral den Menschen zur autonomen Festlegung von Gut und Böse. Obwohl wir doch wissen, dass diese Festlegung ein ausschließliches Vorrecht des Herrgotts ist! Denn Gott ist es, der in dem von ihm geoffenbarten Recht bestimmt, was gut und was böse ist. Und der Mensch ist lediglich Lektor, aber nicht Urheber dieses Rechts. Der Mensch sollte dieses Recht lediglich richtig auslegen. Dennoch sind wir Zeugen, wie einzelne Parlamente versuchen, die Wahrheit zur Debatte zu stellen und neu festzulegen, anstatt sie authentisch zu deuten. Das ist sehr gefährlich! Benedikt XVI. war sich darüber wohl bewusst und hat alles getan, um die Diktatur des Relativismus möglichst einzuschränken.

Sein Pontifikat zeichnet sich auch durch die große Sorge um das Wohl der Familie aus, insbesondere im letzten Jahr, in dem der Kongress in Mailand und das Weltfamilientreffen stattfanden. Dort hat sich Benedikt XVI. mit einer großen Botschaft an die Familien gewandt. Angesichts der sich weiter ausbreitenden Gender-Ideologie und der aktuellen Diskussion über uneheliche bzw. homosexuelle Partnerschaften, Abtreibung und In-Vitro-Fertilisation hat der Papst getan, was in seiner Macht steht, um die Heiligkeit der Familie – auch als Institution – zu schützen. Denn die Familie ist sogar älter als die Kirche selbst, da sie bis zu den Anfängen der Schöpfung zurückreicht.

 

Auf dem Weg zur Einheit der Christen

 

Die Einheit aller Christen lag dem Hl. Vater besonders am Herzen. Als Mensch, der aus dem Ursprungsland des Protestantismus stammt, empfindet er die Spaltung des Christentums überaus schmerzlich. Daher hat Benedikt XVI. während seiner Amtszeit vieles für die Stärkung der Einheit der Kirche getan. Dabei ist z.B. an die einzigartigen Gesten gegenüber der anglikanischen Kirche zu erinnern. Denn durch die Bildung eines Sonderordinariats konnten inzwischen zahlreiche Angliken in die katholische Kirche zurückkehren. Außerdem machte der Papst offenherzige Gesten in Richtung der Lefebristen. Benedikt XVI. streckte auch hier oftmals seine Hand zur Versöhnung aus, was jedoch nicht immer auf den guten Willen der anderen Seite stieß – dies war für Benedikt XVI. eine sehr schmerzliche Erfahrung. Der Papst erlaubte den Vollzug der nachtridentinischen, vorkonziliaren Liturgie, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass die katholische Kirche auch diese Liturgie zu schätzen weiß. Dies war lediglich mit der Bitte an die Lefebristen verbunden, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil verkündeten Glaubenswahrheiten zu akzeptieren. Dennoch gibt es immer noch vehementen Widerstand gegen einige Konzilsdokumente, insbesondere gegen die Erklärung zur Religionsfreiheit (Nostra aetate), das Ökumenismusdekret (Unitatis redintegratio) und einige Teile der Pastoralkonstitution über die Kirche (Gaudium et spes). Die Lefebristen haben bis heute Probleme damit, die Lehre des II. Vaticanums vollständig anzunehmen. Aber genau dies ist die notwendige Bedingung, um wieder zur Einheit mit der Kirche und dem Papst zu gelangen. Eben dies wurde bislang noch nicht ganz geklärt.

So sehe ich die Hauptlinien dieses Pontifikats. Wollte man einen Vergleich zwischen Benedikt XVI. und Johannes Paul II. ziehen – was sicherlich sehr schwierig ist -, so zeigt sich, dass der polnische Papst das theologische Augenmerk eher auf den Menschen lenkte. Eben darum richtete er zu Beginn seines Pontifikats folgendes Leitwort an die Kirche: ”Fürchtet euch nicht! Öffnet eure Türen weit für Christus!“ Johannes Paul II. sah im Menschen vor allem ein würdiges Abbild und Werk Gottes. Daher waren in seiner Lehre die Aspekte der Menschenrechte und Menschenwürde so stark präsent. Benedikt XVI. hingegen ergänzte diese Betrachtungsweise durch den verstärkten theologischen Blick auf Gott und wies darauf hin, wie wichtig Er ist. Das göttliche Recht, der Glaube an Gott und die Freundschaft mit Ihm – überhaupt die Verankerung des persönlichen und familiären Lebens im göttlichen Recht und in der Freundschaft mit Gott.

Außerdem möchte ich auf die große geistliche Ausstrahlung des Papstes hinweisen. Denn Benedikts Predigten und Ansprachen sind von einer ungewöhnlichen geistlichen Tiefe geprägt. Seine Lehre wird als etwas empfunden, das direkt aus dem Herzen und dem Verstand eines Menschen entspringt, der sich tief in Gott versenkt hat und mit Ihm Tag für Tag in enger Vertrautheit lebt – also eines tief im Gebet versunkenen Menschen. Ich glaube, dass die unlängst verkündete Entscheidung Papst Benedikts, die uns wohl alle überrascht hat, letztlich durch inständiges Gebet errungen wurde und aus der Verantwortung für das Wohl der Kirche resultiert. Benedikt XVI. ist sich sehr wohl bewusst, welche großen Aufgaben derzeit vor der Kirche stehen, weiß aber zugleich, dass seine körperlichen Kräfte bereits stark begrenzt sind. Eben deshalb hat er diese Entscheidung getroffen. Ich glaube also, dass dies eine im Gebet errungene Entscheidung des Papstes ist, durch die der Hl. Geist selbst zu uns spricht.

Ignacy Dec, katholischer Bischof der Diözese Świdnica/Polen

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